Datenblatt GeNullt 2. Generation

Durchschnittliche Nährwerte je 100ml

Zutaten

Verkostungsnotiz GeNullt 2. Generation

Quan·ten·sprung

/Quántensprung/

Substantiv, maskulin [der]

[durch eine neue Idee, Entdeckung, Erfindung, Erkenntnis o. Ä. ermöglichter] Fortschritt, der eine Entwicklung innerhalb kürzester Zeit ein sehr großes Stück voranbringt –

„dies ist ein Quantensprung in der Umwelttechnik“

Etwas reißerisch hört es sich zugegebenermaßen schon an, wenn ich heute in Zusammenhang mit dem Thema alkoholfreie Weine von einem Quantensprung fabuliere. Aber die Fortschritte bei der Herstellung eben dieser waren in den vergangenen Jahren so enorm, dass eine solche Begrifflichkeit nicht gänzlich abwegig erscheint. Dank verschiedener technischer Innovationen hat man es geschafft, das Grundproblem, dass der Alkohol beim Entzug auch viele der Aromastoffe mit sich nimmt, die für den typischen Geschmack eines Weins entscheidend sind, zu lösen. So bleibt das Bouquet des Weins weitgehend erhalten, und der alkoholfreie Wein kann dem Geschmack eines herkömmlichen Weins möglichst nahekommen.

Das Weingut Karl Braun aus Nordheim bietet mit seiner Variante eines alkoholfreien Weines (0,3 % Vol.) den gelungensten Vertreter dieser Gattung an, der mir bisher ins Glas gekommen ist. Warum dem so ist, erfahren Sie im Folgenden.

Schon die klare, grüngelbe Farbe deutet auf ein erfrischendes Genusserlebnis hin. Was diesen Eindruck zusätzlich unterstützt, ist die feine Kohlensäure, welche gleich beim Einschenken des Glases ins Auge sticht. Um es gleich vorweg zu sagen, ich hatte bisher erst eine Handvoll alkoholfreier Weine im Glas. Was mich eigentlich immer gestört hat, war die Tatsache, dass im Grunde genommen mit dem Entzug des Alkohols auch immer so gut wie jegliche Weincharakteristik verloren gegangen ist. Die erfreuliche Nachricht lautet, dass es sich bei unserem heute vorgestellten „Genullt“ fundamental anders verhält. Was für eine tolle Nase er uns doch präsentiert! Man kann zweifelsfrei die verwendete Rebsorte erschnüffeln. Nicht im Sinne von Erraten, sondern Nachvollziehen, wenn man es weiß. Es handelt sich um eine Cuvée aus den Aromasorten Scheurebe, Bacchus und Schönburger. Wobei aber letzterer mit einem ca. 50-%-Anteil absolut tonangebend ist. Der Schönburger wurde 1939 von Heinrich Birk am Institut für Rebenzüchtung in Geisenheim aus Blauem Spätburgunder x Pirovano 1 gekreuzt wurde. In der Literatur werden die Weine der Sorte als blumig-würzig und an Traminer erinnernd beschrieben. Auch Assoziationen an „Rosenduft“ und „Muskat“ werden genannt. Und genau jenen besagten Rosenduft zeigt auch der „Genullt“ im Glas. Es handelt sich um jenen verführerischen, nicht übertrieben duftig-parfümierten Rosenduft, wie ihn die zarten Blüten der Heckenrose aufweisen. Hier besteht durchaus Verwechslungsgefahr mit einem guten Traminer. Zumal, wenn der „Wein“ sich im Glas mit der Zeit etwas erwärmt hat und sich das Aroma noch intensiver entfaltet.

Am Gaumen ist er frisch und prickelt ein ganz klein wenig, fast wie ein Secco. Geschmacklich ist die Rose zwar auch unmittelbar vorhanden, wenn man einen Schluck genommen hat, aber das Ganze entwickelt sich am Gaumen weiter und mutiert in Richtung Lychee. Die Säure steuert dann wiederum einen schönen Frische-Kick bei und bringt eine Anmutung von Rhabarber und Seemannsbrause mit sich. Es ist einfach herrlich, solch ein aromatisches Getränk mit so viel Weincharakteristik ohne Reue und Bedenken in großen Schlucken genießen zu können. Gute Zeiten für weinliebende Autofahrer und alle Genießer, welche, aus welchen Gründen auch immer, auf Alkohol verzichten möchten. In der gehobenen und der Spitzen-Gastronomie werden heutzutage oft alkoholfreie Getränkebegleitungen zu den Menüs angeboten. Ich wüsste nicht, was besser geeignet wäre für diese Zwecke als dieser phantastische alkoholfreie Wein.