
2015 Mainstockheimer Hofstück Merlot „S“ trocken
Dr. Heigel
Aromen von Schwarzer Johannisbeere, dunkler Kirsche und Bitterschokolade.
falstaff Weinguide: 90 Punkte
Verkostung durch unseren Weinfachberater Christian Büttner:
Beim Stichwort „Merlot“ muss ich immer an die köstliche Szene aus dem amerikanischen Film „Sideways“ denken, als der Protagonist Miles, seines Zeichens eingefleischter Pinot-Noir-Liebhaber, auf dem Weg zum Restaurant zu seinem Buddy Jack sagt: "Wenn jemand Merlot bestellt, werde ich gehen! Ich werde nicht einen Tropfen von diesem verdammten Merlot trinken!". Eine ähnlich geartete Skepsis wird diesem Global Player unter den roten Rebsorten teilweise auch in unseren Breitengraden zuteil.
Kritiker mögen aus ihrer Sicht mit Recht fragen, ob wir wirklich internationale Sorten hier in Franken benötigen. Dem kann ich nur entgegnen: ohne Innovation kein Fortschritt. Die gelungene Verbindung von Tradition und Fortschritt war schon immer der Garant für ein Hier und Jetzt, welches seine Wurzeln in der Vergangenheit hat, aber sich auch weiterzuentwickeln vermag.
Das beste Gegenargument ist allemal ein gelungener Wein im Glas. Weshalb wir uns auch gleich dem im Top-Segment des Betriebes angesiedelten Merlot S vom Weingut Dr. Heigel zuwenden wollen. 2015 war ein toller Jahrgang, speziell für die roten Sorten. Man sollte allerdings von vornherein den Fehler vermeiden, diesen fränkischen Merlot mit einem männlichen, kräftig strukturierten Bordeaux zu vergleichen. Gleichwohl weist er einiges an Sortentypizität auf, eben nur mit einer anderen Stilistik. In der Farbe ist er nicht zu konzentriert und zeigt im Glas ein mittleres Granatrot.
Das Nasenbild ist wunderbar ausgewogen und balanciert vortrefflich die fruchtigen Noten aus der Traube und die würzigen Töne vom Holzfassausbau. Der Wein benötigt viel Luft im Glas, was für eine gute Lagerfähigkeit spricht. Die Frucht präsentiert sich wunderbar reintönig mit Noten von Schwarzer Johannisbeere. Daneben blitzen auch Anklänge von Herzkirsche und Pflaume auf. Der Holzeinfluss ist angenehm dezent und äußert sich durch feinste Bitterschokoladentöne und sowohl rauchige als auch würzige, an Zedernholz erinnernde Noten.
Am Gaumen präsentiert er sich bereits wunderbar ausgewogen. Im Vergleich zu einem jungen Bordeaux-Wein, beispielsweise aus Pomerol, fehlt der Tannin-Biss. Unser 2015er Merlot S vom Weingut Dr. Heigel ist bereits jetzt gut (an)trinkbar. Die geschliffenen Tannine und seine tolle Säure verleihen ihm einiges an Eleganz am Gaumen. Trotz 14,5 % vol. Alkoholgehalt wirkt er niemals schwer. Im Geschmack dominieren eher die würzigen Noten und die fruchtigen Töne halten sich eher im Hintergrund. Im langen Nachhall kommt eine sehr fein ausgeprägte, an Lakritze erinnernde Bitternote zum Tragen, welche den Gesamteindruck wunderbar abrundet.
Speiseempfehlung: Wild, Rind und Schmorgerichte.