
2022 Volkacher Ratsherr Rieslaner Auslese lieblich Edition 7/4
Weingut Meusert GbR
Ein Rieslaner der Extraklasse. Aromen von Waldhonig, getrockneten Aprikosen und Rosinen. Mit einem langen Abgang.
Speiseempfehlung: Zum Dessert oder mit kräftigem Käse oder...
Weitere Informationen zur Rebsorte
Rieslaner
In ganz Deutschland beansprucht sie gerade einmal gut 80 Hektar Rebfläche. Hiervon entfällt knapp die Hälfte auf ihre fränkische Heimat, wo die Sorte 1921 von Oekonomierat Dr. August Ziegler (1885-1937) an der Bayerischen Landesanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Veitshöchheim aus Silvaner x Riesling gekreuzt wurde.
Als August Ziegler 1937 mit lediglich 51 Jahren verstarb, sah alles danach aus, dass der von ihm mit der Zuchtnummer NI 11-17 versehene Sämling aussterben würde. Zum Glück veranlasste August Ziegler damals, dass seine Neuzüchtung nicht nur auf den Versuchsflächen der Landesanstalt in Veitshöchheim in der Lage „Roßberg“ gepflanzt wurde, sondern auch 400 Reben in einer Parzelle der Lage „Randersackerer Sonnenstuhl“ des Winzers Bruno Schmitt. Die Trauben wurden allerdings über die Jahre hinweg immer mit der Ernte einer angrenzenden Riesling-Parzelle zusammen gekeltert. Erst ab 1952 wurde der Ernteertrag der Rieslaner-Stöcke auf Wunsch eines Kellermeisters des Staatlichen Hofkellers in Würzburg separat ausgebaut. Damals hieß die Sorte, welche 1957 ihre offizielle Zulassung erhielt, übrigens noch Mainriesling.
Gleich der erste sortenrein vinifizierte Mainriesling sorgte für großes Aufsehen, als er im Jahr 1954 bei der Deutschen Weinprämierung in Mainz Bundessieger wurde, und lenkte die Aufmerksamkeit der Winzerschaft auf die Qualitätssorte.
Datenblatt 2022 Volkacher Ratsherr Rieslaner Auslese lieblich Edition 7/4
Das Weingut "Weingut Meusert GbR" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2022 Volkacher Ratsherr Rieslaner Auslese lieblich Edition 7/4
Die Prädikatsstufe Auslese war schon in früheren Jahrhunderten ein Synonym für Exklusivität: Nur die wohlhabendsten Haushalte und Adligen konnten sich die süßen, aus besonders sorgfältig ausgewählten Trauben gekelterten Weine leisten. Jede Flasche war ein Symbol von Luxus, Geduld und erlesenem Geschmack – ein Wein, der Geschichten von festlichen Tafeln und erhabenen Momenten erzählte.
Heute verhält es sich zum Glück etwas anders: Eine Auslese bleibt zwar ein in der Regel eher selten genossener Höhepunkt im Glas, aber es handelt sich durchaus um leistbaren „Luxus“.
Vor Jahr und Tag stand hier noch geschrieben: „Dem Rieslaner, einem potenziellen Anwärter auf den Reben-Thron, wird von Deutschlands Winzern die Gefolgschaft versagt. 1921 von August Ziegler an der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim aus den Elternsorten Silvaner und Riesling gekreuzt, handelt es sich im Prinzip um ein autochthones fränkisches Gewächs. Aber gerade einmal 34 Hektar sind noch mit dieser famosen, früher „Mainriesling“ genannten Sorte bestockt. Tendenz fallend.“
Die Sorte schafft es mittlerweile nicht einmal mehr über die Marke von 30 Hektar in ihrer fränkischen Heimat. Laut aktueller Statistik (Stand: 31.07.2025) sind es 27 Hektar, was 0,4 % der gesamten Anbaufläche entspricht. Soweit zur traurigen Chronistenpflicht. Man kann nur hoffen, dass einige Aufrechte unter den Winzern der Sorte die Treue halten und sie somit nicht irgendwann gänzlich von der Bildfläche verschwindet.
Doch wir sind nicht hier, um Trübsal zu blasen. Wenden wir uns lieber der prächtig gelungenen Auslese vom Weingut Meusert zu. Gewachsen in der Lage Volkacher Ratsherr repräsentiert unser Rieslaner aus dem Jahrgang 2022 sämtliche Tugenden der Sorte: Noblesse, konzentrierte Aromen, Kraft und Eleganz. Bereits die wunderbar leuchtende, hellgoldene Farbe vermittelt den Eindruck eines edlen Weines. Die Nase ist geprägt von einer komplexen und konzentrierten Aromafülle. Es handelt sich um ein Zusammenspiel von fruchtigen und balsamisch-würzigen Noten. Schnuppert man am Glas, so offenbaren sich Anklänge von jeweils getrockneter Aprikose und Melone, ergänzt durch Rosinen-Noten und eine leichte Ingwerschärfe. Für Würze sorgt eine Waldhonig-Note. Das war aber noch nicht alles. Eine fast etwas an Weihrauch erinnernde balsamische und medizinale Noten rundet das komplexe Nasenbild ab.
Am Gaumen wird es dann richtig exotisch. Tropische Frucht-Aromen in Richtung Nimm-2-Bonbons (die Orangefarbenen) und Noten von feinsten, getrockneten Mango-Streifen begeistern im Geschmack. Besonders hervorheben möchte ich die schöne Balance, welche diese Auslese hält. Mit 11 % Vol. Alkohol läuft sie dem heutigen Trend zu extrem niedrigen Alkoholgraden bei Süßweinen zuwider und entspricht eher dem Ideal früherer Jahrzehnte, als Süßweine noch um die 12 % Vol. Alkoholgehalt hatten. Dadurch ist auch die Restsüße nicht extrem hoch und der Wein besitzt eine schöne Ausgewogenheit am Gaumen. Das Säure-Restzucker-Verhältnis beträgt annähernd 1:10, was als ideal gilt. Eine ganz feine zestige Agrumennote, welche an Mandarine erinnert, rundet mit ihrem leicht fruchtig-bitteren Geschmack den langen Nachhall ab. Am besten genießt man einen solchen Ausnahmetropfen
solo als Meditationswein, zur gemischten Käseplatte oder zu einem nicht zu süßen Dessert. Wie wäre es mit einem Quarksoufflé mit einem Fruchtspiegel aus pürierter Mango?
