
2017 Chardonnay trocken
Sack Johann August
Exotik in der Nase, untermalt von einem dezenten Vanillearoma. Vollmundig im Geschmack, schmeichelt dem Gaumen.
Ausbau: Biologische Säureoptimierung, lange Lagerung im Edelstahltank auf der Feinhefe. Zugabe von Eichenholzchips bei der alkoholischen Gärung zur geschmacklichen Abrundung.
Speiseempfehlung: Guter Begleiter zu Gebratenem.
Prämierung: Goldmedaille Badischer Weinbauverband
Genussmagazin Selection: Weingüter des Jahres 2019 86/100 Punkte
Weitere Informationen zur Rebsorte
Chardonnay oder: „Gehören auch Sie zu den ABC-Trinkern?“
„Anything but Chardonnay“, dieser Slogan stammt aus den 1990er Jahren, als die Rebsorte Chardonnay vor allem in den USA groß in Mode war und viele alkoholreiche und deutlich vom Ausbau im neuen Barrique geprägte Weine produziert wurden.
Der hohe Alkoholgehalt (14,5 % vol. waren eher die Regel denn die Ausnahme) in Verbindung mit den oft penetranten, weinfremden Noten von Vanille, Butterscotch und Toffee machten nicht unbedingt Lust auf den zweiten Schluck. Viele Weintrinker sehnten sich nach feineren, eleganteren Aromen und trinkfreudigeren, schlankeren Weinen. So kam es, dass das immer größer werdende Heer der „Eleganztrinker“ beim Restaurantbesuch dem nahenden Sommelier ein einmütiges „Anything but Chardonnay“ vor die Kellnerschürze knallte.
Doch seitdem sind über 20 Jahre vergangen und alle noch von damals „traumatisierten“ „ABC-Trinker“ sollten angesichts der großen Auswahl eleganter, sogenannter „unoaked“ Chardonnays kuriert sein. Das war nämlich auch so ein Trend bzw. eine Gegenbewegung zu den barriqueausgebauten Wuchtbrummen. Immer mehr Winzer bauten ihren Chardonnay reduktiv im Stahltank aus und taten dies fröhlich auf dem Etikett kund: „Unoaked Chardonnay“. Der Mensch schwankt nun einmal gerne zwischen den Extremen. Im Burgund, der Urheimat der Sorte, welche die besten und auch teuersten Vertreter der Sorte hervorbringt, ist der Ausbau im Barrique, egal ob neues oder gebrauchtes, obligatorisch. Nur schmeckt man dort wenig bis gar nichts vom Holzeinsatz. Das liegt aber auch an der jahrhundertelangen Erfahrung mit der Sorte. Auch darf man nicht vergessen, dass der Chardonnay dort, bis auf ganz wenige, mengenmäßig zu vernachlässigende Ausnahmen, die einzige weiße Sorte ist.
Zusammen mit dem Riesling gilt der Chardonnay als eine der weltweit hochwertigsten weißen Rebsorten. Mit über 170.000 Hektar Anbaufläche rangiert er auf Platz 3 unter den weltweit am meisten angebauten weißen Sorten. In Deutschland ist er seit 1994 offiziell für den Anbau zugelassen und wird, mit steigender Tendenz, mittlerweile auf 1.600 Hektar angebaut. Allerdings entfallen hiervon gerade einmal 15 Hektar auf das Anbaugebiet Franken.
Datenblatt 2017 Chardonnay trocken
Das Weingut "Sack Johann August" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2017 Chardonnay trocken
Das Weingut Sack aus Lauda-Königshofen weist ein erstaunliches Rebsorten-Portfolio auf.
Neben etablierten und traditionellen Rebsorten wie Silvaner, Weißburgunder und Schwarzriesling werden auch Neuzüchtungen wie Müller-Thurgau, Bacchus, Kerner und Dornfelder kultiviert. Daneben werden aber auch absolute Nischensorten wie der autochthone Tauberschwarz, der wenig verbreitete Merzling oder der aus Österreich stammende Zweigelt angebaut.
Eine Sorte, und genau diesen Wein möchte ich Ihnen heute vorstellen, fällt in gewisser Weise komplett aus dem Rahmen: der Chardonnay. Weder handelt es sich um eine für Deutschland traditionelle Sorte noch um eine Neuzüchtung und schon gar nicht (mehr) um eine Nischensorte. Der Chardonnay hat mittlerweile in der vom Deutschen Weininstitut erhobenen Anbaustatistik einen Platz unter den Top 10 bei den weißen Rebsorten erobert.
Was das Weingut Sack mit seinem 2017er Chardonnay aus der nicht flurbereinigten Lage „Laudaer Altenberg“ ins Glas bringt, macht einfach nur Spaß. Ich habe schon lange nicht mehr so eine unmittelbar ansprechende, animierende, vor Frucht strotzende Nase bei einem Wein erlebt.
Wer das berühmte Haar in der Suppe sucht, der sagt jetzt, der Wein wäre zu gefällig, weise nicht genug Tiefgang auf. Solcherlei Einwänden kann ich nur entgegnen, dass Wein ein Genussmittel ist und Freude bereiten soll. Und das tut dieser Chardonnay. Und zwar nicht zu knapp.
Die Exotik in der Nase ist bestechend. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: reife Banane, kandierte Melone, Pfirsich, Mango. Sehr dezent wird das Ganze von einem sanften Vanille-Aroma untermalt. Der Wein wurde allerdings nicht im Barrique ausgebaut, sondern während der Gärung durch Zugabe von Holzchips „aromatisiert“. Diese Praxis ist schon seit einigen Jahren vom Weingesetz erlaubt, allerdings scheuen sich viele Winzer, den Einsatz von Chips kundzutun. Dabei ist dies nichts Ehrenrühriges. Das Ergebnis zählt. Und dies ist vortrefflich gelungen bei unserem „Wein der Woche“. Ich zolle dem Weingut Sack Respekt, dass es damit so offen umgeht.
Am Gaumen ist der Wein nicht so exotisch und überbordend fruchtig wie in der Nase. Hier dominiert geschmacklich eine herbere, säuerlichere Ausprägung exotischer Früchte: Es geht eher in Richtung Physalis, Sternfrucht, Kiwi und Limette. Der Gesamteindruck ist eher schlank. Eine lebendige Säure sorgt für Trinkfluss und Frische. Im Nachhall kommen schließlich noch zarte Honignoten und ein kleines Bitterle zum Vorschein.
Ein toller Chardonnay, wie man ihn nicht an jeder Ecke findet. Give it a try.