2021 Grauer Burgunder trocken

Bezogen auf Deutschland ist die Hauptverbreitungsregion der Rebsorte Grauburgunder eindeutig das Anbaugebiet Baden. Laut neuesten Zahlen des DWI (Deutsches Weininstitut) stehen von 7.356 Hektar Gesamtfläche 2.254 in Baden. Beeindruckend ist aber vor allem der Megatrend der letzten 25 Jahre in allen 13 deutschen Anbaugebieten. Zwischen 1995 und 2020 hat sich die Anbaufläche der Sorte nahezu verdreifacht.

Diese Tendenz ist auch im Frankenland zu beobachten. Hier stieg die bestockte Grauburgunderfläche in den letzten zehn Jahren um fast 70 % von 62 auf 104 Hektar. Eine echte Erfolgsstory, möchte ich meinen. Weshalb die Sorte sich zunehmender Popularität erfreut, versuchen wir heute mit unserem „Wein der Woche“ von Kellermeisterin Ina Kessler aus Prichsenstadt zu ergründen.

Beim 2021er Grauburgunder vom Weingut Kessler handelt es sich um einen trockenen Qualitätswein. Mit seinen moderaten 11,5 % Vol. Alkohol eignet er sich im Zweifelsfall sogar als Sommerwein, auch wenn er nicht wie die meisten Vertreter dieses Typus sehr fruchtbetont ausfällt. Aber bei weitem nicht jeder Weinliebhaber steht auf ausgeprägte Frucht im Wein. Und somit sind wir dann wieder genau richtig an Ort und Stelle. Was Winzerin Ina Kessler hier auf Flasche gezogen hat, entspricht ziemlich genau meiner Vorstellung eines trockenen, mineralischen Grauburgunders.

Im Glas präsentiert er sich mit strohgelber Farbe. Die Nase ist klar und reintönig mit lediglich dezenten Fruchtanklängen von Birne und Bananenchips. Dies überrascht insofern nicht als die Sorte genau dafür bekannt ist, eine zurückhaltende Fruchtausprägung an den Tag zu legen. Nicht umsonst wird sie zu den sogenannten „neutralen“ Sorten gezählt. Im Vordergrund stehen viel mehr mineralisch-hefige und nussig-würzige Noten. Hier sind in erster Linie Assoziationen von Backhefe, Haselnuss und sogar eine leicht salzige, an Austernschale und Jod erinnernde Note zu nennen.

Am Gaumen haben wir es dann mit einem eher schlanken, sehr fokussierten Wein zu tun. Er präsentiert sich straight ohne jegliche Schnörkel. Die Säure sorgt für Frische und bringt den Focus in den Wein. Die „schlanken“ 11,5 % Alkohol sorgen für den mittleren Körper. Geschmacklich dominiert zum Gaumenauftakt hin eine ausgeprägte Zitrusfrucht. Dieser sensorische Eindruck wird alsbald von hefigen und nussigen Noten abgelöst und führt direkt in den mittellangen Abgang.

Wozu serviert man diesen Tropfen nun? Für einen Menübegleiter ist er ein Tick zu leicht für meinen Geschmack. Aber leichte, sommerliche Gerichte wie einen Salatteller mit gebratenen Streifen von was auch immer oder ein paar Scampi begleitet er sicherlich vortrefflich. Zu einem halben Dutzend Austern mir einem Spritzer Zitrone könnte ich ihn mir ebenfalls gut vorstellen. Dann aber besonders gut gekühlt.