2019 Nordheimer Weißer Burgunder Kabinett trocken
Knoblach Dieter
Frische Säure und feine Frucht am Gaumen.
Speiseempfehlung: Ein exzellenter Speisenbegleiter zu sahnigem Kalbsragout, Backhendl oder Steinpilzrisotto.
Weitere Informationen zur Rebsorte
Weißburgunder
Er gehört zwar nicht zu den weitverbreiteten Varietäten in Franken, aber seine Stellung als besonders wertvolle Ergänzungssorte dürfte von den wenigsten Weinkennern angezweifelt werden. So mag es auch kaum verwundern, dass sein Flächenanteil langsam aber doch stetig zunimmt.
Waren es im Jahr 2000 noch bescheidene 0,7 %, so liegen wir heute bereits bei 3,2 %. Somit hat sich sein Flächenanteil in Franken binnen 18 Jahren mehr als vervierfacht und er marschiert stramm auf die Marke von 200 Hektar Anbaufläche (in Franken) zu. Daneben findet die Sorte innerhalb Deutschlands noch besonders in der Pfalz und Rheinhessen Verbreitung.
Gleichwohl gehört er zu den klassischen Sorten, ist doch sein Anbau spätestens seit dem 14. Jahrhundert belegt. Innerhalb Europas wird er auch in Italien (Pinot Bianco), Österreich, der Schweiz und Liechtenstein angebaut. In Frankreich, seiner vermuteten Heimat, findet man ihn im Elsass und, man höre und staune, sogar in der Champagne, wo er aber lediglich auf ca. 80 Hektar angebaut wird und somit faktisch keine Bedeutung (mehr) hat.
Lange galt die Sorte als identisch mit dem „Weltenbürger“ Chardonnay und der Rebsorten-Spezialität Auxerrois. Dieser Ähnlichkeit verdankt die älteste, 1954 gepflanzte Chardonnay-Anlage Deutschlands ihre Existenz. Da nach dem Krieg deutsche Rebschulen kaum die Nachfrage nach Weißburgunder-Reben befriedigen konnten, kamen die Setzlinge aus Frankreich. Erst viele Jahre später wurde der Irrtum bemerkt, denn es handelte sich um die in Deutschland damals noch nicht zugelassene Rebsorte Chardonnay.
Genauso wie der Grauburgunder ist der Weiße Burgunder als natürliche Mutation aus dem Blauen Spätburgunder (Pinot Noir) hervorgegangen, bzw. der Grauburgunder ist als Zwischenstufe der Entwicklung vom Blauen Spätburgunder hin zum Weißburgunder anzusehen.
Im Wesentlichen lassen sich zwei Grundtypen unterscheiden: der fruchtige, im Stahltank ausgebaute Typus und der kräftige, holzfassgereifte Typus mit mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Röstaromen vom Holzfass.
Datenblatt 2019 Nordheimer Weißer Burgunder Kabinett trocken
Das Weingut "Knoblach Dieter" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2019 Nordheimer Weißer Burgunder Kabinett trocken
Superlative liegen mir normalerweise fern. Dies hat einen ganz einfachen Grund. Sie bewirken gewöhnlich, dass man mit der Zeit abstumpft und kaum mehr Raum für Steigerungen übrig bleibt. Auf Dauer existiert der Mensch am besten in der Mitte. Nicht umsonst sprechen wir von der goldenen Mitte.
Heute sehe ich mich allerdings genötigt, eine Ausnahme zu machen. Denn was Familie Knoblach mit ihrem 2019er Weißburgunder Kabinett trocken offeriert, kann ich schlichtweg nur als eines der größten Schnäppchen bezeichnen, welches mir in all den Jahren, seit ich diese Kolumne schreibe, untergekommen ist. Ein Mega-Schnäppchen. Jetzt ist er also raus, der Superlativ. Und er gründet auf zwei Tatsachen, welche ich im Folgenden erläutern möchte:
Zum einen handelt es sich eigentlich um eine satte Spätlese und nicht um einen trockenen Kabinett, wie es das Flaschenetikett uns glauben machen will. Denn mit 13,5 % Vol. Alkohol, welche der Wein aufweist, handelt es sich bei einem Prädikatswein definitiv nicht mehr um einen Kabinett. Da hat der Winzer zum Wohle des Konsumenten tiefgestapelt. Das ist zulässig, da es dem Winzer laut Weinrecht jederzeit gestattet ist, einen Wein abzustufen. So darf zum Beispiel auch ein Auslesewein als Spätlese vermarktet werden. Oder eine Beerenauslese als Auslese etc. pp. …
Doch das ist nicht der einzige Benefit für den Kunden. Der Oberhammer ist in meinen Augen, dass der Wein auch noch in der Literflasche vermarktet wird. Und das als absolut hochwertige Ergänzungssorte, welche nur auf gut 3 % der fränkischen Rebfläche gedeiht.
Jetzt werden Sie vielleicht einwenden, was Ihnen das nützt, wenn der Wein an sich eventuell nur mittelmäßig ist. Genau das ist aber der Punkt. Der Wein ist richtig klasse. Ein sortentypischer Weißburgunder voller Schmelz und Fülle, so wie man ihn sich wünscht.
Unser tiefgestapelter Kabinett zeigt im Glas eine klare, wunderbar strahlende, hellgelbe Farbe. In der Nase offeriert er – ganz Weißburgunder – nur zarte Fruchtanklänge in Richtung Melone und Nashi-Birne. Über der Frucht liegt ein betörender süßlich-pflanzlicher Duft mit Anklängen von Vanille und hellen Blüten. Eine ganz feine Haselnussnote rundet schlussendlich den Naseneindruck noch ab.
Am Gaumen haben wir es, wie der Franke sagt, mit einem „Maul voll Wein“ zu tun. Er besitzt einen kräftigen Auftritt dank seiner Alkoholpower, die aber nicht negativ, im Sinne von brandig, in Erscheinung tritt. Mit viel Schmelz und seiner Fülle schmeichelt er den Geschmackspapillen. Die Säure ist harmonisch und reif dank des warmen Jahres 2019, verleiht dem Wein aber trotzdem genügend Frische. Mit 4,8 g/l Restzucker ist er sogar fast fränkisch trocken, so dass er sich ausgezeichnet solo trinken lässt und nicht vorschnell sättigt.
Am besten zur Geltung kommt er jedoch als Speisenbegleiter zu einem sahnigen Kalbsragout, zu Blätterteigpasteten mit Ragout Fin, zu einem Backhendl oder einem Steinpilzrisotto. Wer eine Affinität zur Sorte verspürt, sollte sich diesen Wein nicht entgehen lassen.