2017 Dertinger Mandelberg Scheurebe Spätlese süß
Weingut Oesterlein
Der herrlich frische Wein kommt direkt mit einem riesigen, bunten Strauß von Aromen in die Nase. Er bietet neben Cassis und Grapefruit auch Noten von Mango, Maracuja und Zitronenmelisse. Frisch, fruchtig und wunderbar vielschichtig zeigt sich die Scheurebe auch am Gaumen.
Speiseempfehlung: Als Begleitung zu asiatischen Speisen, Currys oder auch Früchten ist sie ein Gedicht.
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Scheurebe
Die Scheurebe wurde vor 100 Jahren gezüchtet und trägt das Erbgut des Rieslings in sich. Seit nunmehr 30 Jahren befindet sie sich auf dem Rückzug in deutschen Weingärten. Von einstmals knapp 4.500 Hektar Anbaufläche in der Spitze sind heute gerade noch 1.455 übrig
Mittlerweile in der Anbaustatistik sogar vom Global Player Chardonnay überflügelt, könnte sie in Zukunft einer anderen, in direkter Konkurrenz stehenden „Modesorte“ noch weiter weichen müssen. Nämlich dem Sauvignon Blanc, welcher seinerseits als die weiße Boomsorte der letzten Jahre bezeichnet werden kann.
Mit seiner betont frischen, fruchig-exotischen, bisweilen grasigen Art hat der Sauvignon Blanc die Herzen der deutschen Weintrinker im Sturm erobert. Was die meisten aber vergessen (in diesem Fall die für den Anbau zuständigen Winzer), ist die Tatsache, dass die Scheurebe in ihrer trockenen Variante vom Aromaprofil durchaus einem guten Sauvignon Blanc ähneln kann. Dies wiederum könnte für Winzer, welche bereits die Scheurebe kultivieren, zu dem Schluss führen, dass sie den Sauvignon gar nicht brauchen.
Datenblatt 2017 Dertinger Mandelberg Scheurebe Spätlese süß
Das Weingut "Weingut Oesterlein" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2017 Dertinger Mandelberg Scheurebe Spätlese süß
Eine Scheurebe ist eine Scheurebe ist eine Scheurebe …
Oder, falls es einer Interpretation bedarf: Eine Scheurebe ist, wie sie ist. Nämlich ein sehr eigenständiger Wein mit hohem Wiedererkennungswert von einer der besten „Neuzüchtungen“ überhaupt. Was Dr. Georg Scheu vor 104 Jahren aus den Elternsorten Riesling und Bukettrebe an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey/Rheinhessen gekreuzt hat, kann man nur als „Volltreffer“ bezeichnen.
Eine besondere Erwähnung scheint mir auch der regionale Bezug zum Anbaugebiet Franken zu verdienen. Nicht nur dass ein Elter, die Bukettrebe, 1862 von Sebastian Englerth in Randersacker gezüchtet wurde, es fließt auch fränkisches „Blut“ in ihr. Neben dem Trollinger ist nämlich der urfränkische Silvaner die zweite Elternsorte der Bukettrebe, dieser fast ausgestorbenen Rebenzüchtung aus der Nähe von Würzburg.
Was Familie Kluepfel mit ihrer Scheurebe Spätlese im baden-württembergischen Teil von Tauberfranken abliefert, hat mich schlichtweg „geflasht“. Solch eine reintönige, verspielte und saftige Scheu hatte ich schon viele Jahre nicht mehr im Glas. Mein Referenzwein für süße Spätlesen aus dieser Sorte war bisher eine sensationelle 1998er Scheurebe aus der Pfalz von einem ehemaligen Hans-Günther-Schwarz-Schüler (Herr Schwarz war bis 2002, fast 40 Jahre lang, Betriebsleiter beim legendären Weingut Müller-Catoir und als solcher u. a. stilbildend für Weine aus aromatischen Sorten wie Scheurebe, Muskateller und Rieslaner).
Die 2017er Spätlese aus dem Dertinger Mandelberg hat absolut das Zeug dazu, als Primus inter Pares dazustehen. Ein direkter Vergleich ist leider nicht mehr möglich und wäre auch nicht sonderlich sinnvoll wegen des hohen Altersunterschieds der beiden Weine.
Deswegen widmen wir uns nun auch voll und ganz unserem Wein. Das Nasenbild gleicht einer Duftorgie von beglückender, ja geradezu berauschender Dimension. Ein Potpourri verschiedenster Früchte bietet sich dem Genießer dar. Aber auch florale Noten und ein süßlicher Puderduft blitzen im Glas auf. Wäre unser Wein ein Still-Leben, so würde ich ihn folgendermaßen beschreiben: Auf dem Schminktisch der Operetten-Diva steht gleich neben der Puderdose eine prall gefüllte Porzellanschale mit rosa Grapefruits, einigen Johannisbeer-Rispen und einer Mango. Daneben befindet sich eine Vase mit einem Strauß weißer Lilien unter den sich einige Orchideen gemischt haben.
Wer es nicht so sehr mit trockenen Weinen hat, wird hier spätestens nach dem ersten Schluck verzückt mit den Augen rollen. Die annähernd 60 g/l Restzucker werden von einer phantastischen Säure ausbalanciert, so dass der Wein nicht klebrig süß schmeckt. Er besitzt fast schon eine filigrane Anmutung und scheint auf der Zunge zu tänzeln. Mit seinen gerade einmal 9 % Vol. präsentiert er sich zwar unter dem Aspekt Alkoholgehalt federleicht, aber was Geschmack und Aroma(intensität) betrifft, ist er eine wahre „Bombe“. Am Gaumen dominieren eher die exotischen Eindrücke. Vor allem die Mango aus der Nase kommt zum Zug. Eine Multi-Vitamin-Note, welche an die orangefarbenen Nimm-2-Bonbons erinnert, ist auch vorhanden. Von den heimischen Früchten nehme ich in erster Linie Weiße Johannisbeere wahr, welche den gewissen Säurekick beisteuert. Oder anders herum gesprochen: Die Frische, Lebendigkeit und Filigranität beisteuernde Säure erinnert geschmacklich an Weiße Johannisbeeren.
Was für eine tolle Scheurebe. Ein Wein, der glücklich macht. Zumindest mich.