2022 Röttinger Feuerstein Tauberschwarz trocken
Weingut Poth
Autochthone Rebe, traditionelle Maischegärung. Klassisches Granatrot im Glas mit dem Aroma von Sauerkirsche und Weichseltönen. Am Gaumen präsentiert er sich leicht mit schöner Brombeerfrucht und ansprechenden Gerbstoffen. Zum Atmen kam er kurz ins Barrique.
Speiseempfehlung: Leichte Geflügelgerichte, aber auch deftige Brotzeit, Pasta, Pizza und mediterrane Küche.
Weitere Informationen zur Rebsorte
Tauberschwarz
Galt die Rebsorte Tauberschwarz noch bis 1959 als ausgestorben, so lässt sich heute konstatieren, dass sich der „Patient“ eindeutig auf dem Weg der Besserung befindet.
Immerhin auf 12 Hektar wird die autochthone Sorte aktuell wieder angebaut. Noch im 19. Jahrhundert, zur Zeit der flächenmäßig größten Ausdehnung des Weinbaus im Taubertal, war der Tauberschwarz neben Gutedel und Silvaner eine der wichtigsten Rebsorten in der Region. Erst nachdem im Jahr 1960 in einem Weinberg in Ebertsbronn im Vorbachtal die letzten verbliebenen Rebstöcke (wieder-) entdeckt wurden, konnte die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Anbautradition fortgesetzt werden. Durch züchterische Auslese fand eine Wiederbelebung durch die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg mit ihrer Außenstelle in Lauda statt.
Das Anbaugebiet des Tauberschwarz erstreckt sich, wie der Name bereits impliziert, entlang der Tauber vom fränkischen Röttingen über Weikersheim in Württemberg bis nach Lauda-Königshofen und Beckstein im Badischen
Datenblatt 2022 Röttinger Feuerstein Tauberschwarz trocken
Das Weingut "Weingut Poth" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2022 Röttinger Feuerstein Tauberschwarz trocken
Ich gehe stark davon aus, dass die meisten unter Ihnen noch nie von der Rebsorte Tauberschwarz gehört haben. Dies ist auch gar nicht weiter verwunderlich, galt die Sorte doch bis vor einigen Jahrzehnten als ausgestorben. Bereits der Name zeugt von ihrem regionalen Charakter. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich entlang der Tauber vom fränkischen Röttingen über Weikersheim in Württemberg bis nach Lauda-Königshofen und Beckstein im Badischen. Die Sorte ist mit 12 Hektar Anbaufläche so selten, dass sie sogar von der Vereinigung Slow Food in ihre „Arche des Geschmacks“ aufgenommen wurde.
Das Weingut Poth hat seinen Sitz in Röttingen und ist somit geradezu prädestiniert, das Banner dieser historischen Rebe hochzuhalten. Doch wenden wir uns nun der 2022er Ausgabe dieser Rarität zu.
Am besten sei an dieser Stelle schon einmal vorab bemerkt, wir haben es hier nicht mit einem glutvollen, südländischen Rotwein zu tun, sondern vielmehr besitzt unser Tauberschwarz eine nördliche Seele. Dies lässt sich bereits an seiner nicht allzu kräftigen Farbe erkennen. Im Glas präsentiert er sich mit einem durchscheinenden, klassischem Granatrot. In der Nase zeigt er kirschige Noten, was als durchaus typisch für die Sorte gilt. Dazu gesellen sich aber auch noch Anklänge von Holunderbeere und Schlehe. Insgesamt also eher kühlere Fruchtaromen. Zwischendurch blitzen aber auch immer wieder süßliche Komponenten auf. Diese erinnern an Noten von Kirschkern und gehen sogar etwas in Richtung Marzipan.
Am Gaumen erfüllt er dann die in ihn gesteckten Erwartungen zur vollsten Zufriedenheit. Wie bereits oben angedeutet, handelt es sich nicht um einen schweren südländischen Rotwein. Deswegen ist es auch nur folgerichtig, dass der Tauberschwarz von Familie Poth aus Röttingen von eher schlanker Natur ist. Die Tannine sind unheimlich geschmeidig und sorgen im Zusammenspiel mit der Säure für einen eleganten Auftritt am Gaumen. Auch im Geschmack kommt wieder die Sauerkirschnote, welche uns bereits in der Nase begegnet ist, zum Tragen. Der Wein endet im Nachhall auf einer feinen Graphitnote (Bleistift). In seiner Gesamtheit erinnert er an Weine aus der Burgunderfamilie.
Vielleicht konnte ich Sie neugierig machen und ihre Lust wecken, eine der echten autochthonen Rebsorten fränkischer Provenienz zu probieren. Fassen wir in „Herzblatt-Manier“ nochmals kurz zusammen. Möglicherweise haben Sie ja Ihr Herzblatt gefunden: Den original fränkischen Naturburschen, der gern zum Beerensammeln geht und, wenn er auf einen Kirschkern beißt, den Bleistift spitzt und Ihnen einen Liebesbrief mit roter Tinte schreibt, dem ein Marzipanherz beiliegt.
Abschließend noch kurz zum Preis. Dieser liegt noch knapp im einstelligen Bereich und der ansonsten gerne aufgeschlagene Exoten- bzw. Raritätenbonus entfällt hier weitestgehend. Ich würde den Wein bevorzugt zum Enten- oder Gänsebraten oder zu Wildgerichten genießen.