2017 Rotling halbtrocken
Weisensee Weingut
Leichter, fruchtiger Sommerwein mit einem Duft nach frischen Erdbeeren.
Verkostung durch unseren Weinfachberater Christian Büttner:
Um meiner vor zwei Wochen ausgegebenen Parole „la vie en rosé“ vollumfänglich gerecht zu werden, fehlt uns nach „Blanc de Noir“, „Weißherbst“ und „Rosé“ noch genau eine Spielart. Nur damit mögliche Missverständnisse erst gar nicht aufkommen: wir reden hier über die Farbe Rosa in all ihren Schattierungen. Nur so ergibt es auch Sinn, dass ich Ihnen heute einen Rotling vorstelle, welcher zwar von der Farbe her in die Kategorie Rosé passen würde, aber dennoch eine eigene Kategorie darstellt. Denn im Gegensatz zum Rosé wird der Rotling aus roten und weißen Trauben gekeltert, welche zusammen verarbeitet werden müssen.
Von den verwendeten Rebsorten her finden, was die weißen Sorten betrifft, sehr häufig fruchtige Varietäten wie Müller-Thurgau, Bacchus oder auch Kerner Eingang. Von roter Seite hauptsächlich Dornfelder und Domina.
Nach meinem Kenntnisstand werden Rotling-Weine zu 99,99 % immer halbtrocken ausgebaut und angeboten. Vermutlich wegen der Süffigkeit und Betonung der Frucht. Zwingend notwendig ist diese Vorgehensweise natürlich nicht, aber vermutlich von Verbraucherseite aus mehrheitlich gewünscht und erwartet.
So mag es auch nicht überraschen, dass der heute von mir vorgestellte 2017er Rotling Qualitätswein vom Weingut Weisensee aus Sommerach mit seinen 11,5 g/l Restzucker ebenfalls ein Vertreter der Geschmacksrichtung “halbtrocken“ ist.
Farblich präsentiert er sich mit einem kräftigen Rosé inklusive einem kleinen Aperol-Spritz-Einschlag, soll heißen orangefarbenen Schimmer.
Die Nase ist nicht zu vordergründig fruchtig, wie dies bei vielen Vertretern der Gattung der Fall ist, sondern präsent, aber eben nicht penetrant. Neben einer dominierenden Erdbeernote finden sich auch eher in eine säuerliche Richtung weisende Anklänge von roter Johannisbeere und sogar etwas Pflaume. Begleitet wird die Frucht von einer feinhefigen Würze, welche eine einseitige Fruchtdominanz verhindert.
Am Gaumen bleibt von der Erdbeernote aus der Nase nicht viel übrig. Hier stehen doch recht deutlich die rotfruchtigen, säuerlich-frischen Geschmackssensationen im Vordergrund. Ich würde es als einen Cocktail aus roten Johannisbeeren und Himbeeren mit einem Schuss Joghurt bezeichnen. Von der Restsüße her liegt die Betonung eher auf „trocken“ als auf „halb“. Man schmeckt sie schon, aber durch die mundwässernde Säure wird sie ein Stück weit geschmacklich absorbiert. Sehr gut gefällt mir auch der leicht phenolische Grip, welchen der Wein aufweist, da er zusätzlich Struktur verleiht und zu großer Gefälligkeit vorbeugt. Das macht richtig Spaß. Wenn ich mir dann noch den Preis dazu ansehe, bleiben eigentlich kaum noch Fragen und Wünsche offen.
Speiseempfehlung: Perfekter Begleiter bei einem gemütlichen Grillabend im Sommer.