2018 Chardonnay MUTIG trocken
Braun Heike & Thomas
Ein Chardonnay, der an einen milden Frühlingsmorgen erinnert - trotz der herbstlichen und anregenden Aromatik von Mirabelle und Quitte.
Am Gaumen ist er füllig und weich, und fruchtig wie Kumquatfilets.
Speiseempfehlung: Nudelgerichte, helles Fleisch und kräftiger Fisch. Aber auch Hartkäse.
Weitere Informationen zur Rebsorte
Chardonnay oder: „Gehören auch Sie zu den ABC-Trinkern?“
„Anything but Chardonnay“, dieser Slogan stammt aus den 1990er Jahren, als die Rebsorte Chardonnay vor allem in den USA groß in Mode war und viele alkoholreiche und deutlich vom Ausbau im neuen Barrique geprägte Weine produziert wurden.
Der hohe Alkoholgehalt (14,5 % vol. waren eher die Regel denn die Ausnahme) in Verbindung mit den oft penetranten, weinfremden Noten von Vanille, Butterscotch und Toffee machten nicht unbedingt Lust auf den zweiten Schluck. Viele Weintrinker sehnten sich nach feineren, eleganteren Aromen und trinkfreudigeren, schlankeren Weinen. So kam es, dass das immer größer werdende Heer der „Eleganztrinker“ beim Restaurantbesuch dem nahenden Sommelier ein einmütiges „Anything but Chardonnay“ vor die Kellnerschürze knallte.
Doch seitdem sind über 20 Jahre vergangen und alle noch von damals „traumatisierten“ „ABC-Trinker“ sollten angesichts der großen Auswahl eleganter, sogenannter „unoaked“ Chardonnays kuriert sein. Das war nämlich auch so ein Trend bzw. eine Gegenbewegung zu den barriqueausgebauten Wuchtbrummen. Immer mehr Winzer bauten ihren Chardonnay reduktiv im Stahltank aus und taten dies fröhlich auf dem Etikett kund: „Unoaked Chardonnay“. Der Mensch schwankt nun einmal gerne zwischen den Extremen. Im Burgund, der Urheimat der Sorte, welche die besten und auch teuersten Vertreter der Sorte hervorbringt, ist der Ausbau im Barrique, egal ob neues oder gebrauchtes, obligatorisch. Nur schmeckt man dort wenig bis gar nichts vom Holzeinsatz. Das liegt aber auch an der jahrhundertelangen Erfahrung mit der Sorte. Auch darf man nicht vergessen, dass der Chardonnay dort, bis auf ganz wenige, mengenmäßig zu vernachlässigende Ausnahmen, die einzige weiße Sorte ist.
Zusammen mit dem Riesling gilt der Chardonnay als eine der weltweit hochwertigsten weißen Rebsorten. Mit über 170.000 Hektar Anbaufläche rangiert er auf Platz 3 unter den weltweit am meisten angebauten weißen Sorten. In Deutschland ist er seit 1994 offiziell für den Anbau zugelassen und wird, mit steigender Tendenz, mittlerweile auf 1.600 Hektar angebaut. Allerdings entfallen hiervon gerade einmal 15 Hektar auf das Anbaugebiet Franken.
Datenblatt 2018 Chardonnay MUTIG trocken
Das Weingut "Braun Heike & Thomas" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2018 Chardonnay MUTIG trocken
„Auf zu neuen Ufern“ könnte die Devise für die Weine aus der „Mutig“-Linie des Weingutes Braun aus Fahr lauten. Die Selbstbeschreibung liest sich folgendermaßen:
„Mutig - Mutig mit Blick in die Ferne. Dem Leben neue Perspektiven geben. Anders sein. Auch dieses Bedürfnis haben wir. So entstehen die ,Mutig‘-Weine - durch Sehnsucht nach dem für Franken ungewöhnlichen Geschmackserlebnis.“
In dieser Linie präsentiert das Winzerehepaar seine Tropfen aus internationalen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc und Merlot als auch nicht frankentypische Sorten wie beispielsweise Weißburgunder.
Besonders angetan hat es mir der 2018er Chardonnay, den ich Ihnen heute vorstellen möchte.
Trotz des heißen Sommers und der teilweise hohen Oechslegrade der Trauben bei der Lese gibt es auch Weine aus dem Jahrgang 2018, welche ganz normale Alkoholgrade aufweisen. Zu dieser Kategorie gehört auch unser vorgestellter Wein, welcher mit moderaten 12 % Vol. Alkohol aufwartet.
Im Prinzip bewegen wir uns damit im klassischen Kabinettbereich. Obwohl die Trauben keine (übertrieben) hohe Reife aufweisen, präsentiert sich der fertige Wein mit einem herrlich ausgeprägten, reifen Aromaprofil. Sowohl in der Nase als auch geschmacklich. Ziemlich genau so stelle ich mir einen „perfekten“ fränkischen Chardonnay ohne jeglichen Holzeinfluss vor.
In der Nase dominieren reife, vor allem gelbfruchtige Aromen. Vertreten sind sowohl heimische Früchte wie Mirabelle und Quitte als auch exotischere Varianten wie Physalis und Feijoa (brasilianische Guave bzw. Ananas-Guave). Darüber hinaus nehme ich auch noch eine ganz leicht rauchige bis würzige Note wahr. Was für eine schöne Nase. Ich bin gespannt, wie es am Gaumen weitergeht.
Mein erster Eindruck ist rundweg positiv. Für seinen relativ niedrigen Alkoholgehalt präsentiert er sich mit tollem Schmelz und trotzdem noch filigran. Restzucker und Säure begegnen sich mit 5,7 : 5,5 g/l annähernd im Verhältnis 1:1, was dem Wein sehr gut steht. Die Säure ist reif und harmonisch, verleiht dem Wein aber trotzdem die nötige Frische.
Das winzig kleine Zuckerschwänzchen – der Wein ist ja trotzdem noch trocken – unterstreicht die Fruchtigkeit und lässt ihn rund und geschmeidig erscheinen. Wir haben es mit einem wunderbar harmonischen, fruchtbetonten, sortentypischen Chardonnay frei von jeglichem Holzeinfluss zu tun. Jeder Schluck ist ein Hochgenuss. Man könnte sich fast überlegen, aus dem „berühmten“ ABC (Anything But Chardonnay) ein NBC (Nothing But Chardonnay) zu machen. Wäre da nicht die Vielfalt anderer Sorten und Stilrichtungen, die auf ihre Entdeckung wartet.