Würzburger Kirchberg Schwarzriesling Kabinett trocken
Fesel Stefan
Strahlend klarer, hellgranatroter Wein mit einer weichen Säure und Aromen von Erd- und Himbeeren.
Verkostung durch unseren Weinfachberater Christian Büttner im März 2018:
Momentan ist aus meiner Sicht Demut gefragt. Das Wetter möchte nicht so recht wie ich es gerne hätte. Ich stehe sozusagen bereits in den Startlöchern mit frischen, fruchtigen, ja frühlingshaften Weinen. Das passt aber momentan in Anbetracht des winterlichen Wetters nicht so recht. Weintrinken hat auch viel mit Emotionen, Situationen und Stimmungen zu tun.
Meine Stimmung lässt mich noch nicht nach frischen „Sommerweinen“ dürsten. Deshalb verlege ich mich alternativ eben noch auf Rotwein, bis das Frühjahr nicht nur kalendarisch, sondern auch faktisch Einzug hält. Das Praktische ist aber, dass man einen Wein wie den heute von mir vorgestellten Schwarzriesling vom Weingut Fesel mit Zimmertemperatur als leichten Rotwein trinken kann. Aber auch leicht gekühlt quasi als kräftigen Rosé. Und dies natürlich vor allem im Frühjahr und Sommer.
Was mir besonders gut gefällt am 2016er Schwarzriesling trocken aus der Lage „Würzburger Kirchberg“ ist seine „ehrliche“ Art. Da wurde nichts künstlich forciert. Ähnlich wie der Spätburgunder besitzt auch die Rebsorte Schwarzriesling kein allzu großes Farbpotential. Dies hat zur Folge, dass die Weine in der Regel eine eher hellrote Farbe aufweisen. Es gibt zwar Mittel und Wege, auch bei solchen Sorten die Farbe zu intensivieren, aber dies ist hier nicht geschehen. Und das ist gut so.
Im Glas haben wir einen strahlend klaren, hellgranatroten Wein mit einem leichten Wasserrand. Die Nase ist wunderbar fruchtig und reintönig. Ich nehme hauptsächlich rotbeerige, an Erdbeere erinnernde Aromen wahr, welche aber zum Glück völlig unkitschig rüberkommen. Sehr schön ergänzt werden die fruchtigen Komponenten im Duftspektrum von würzigen und leicht kräutrigen Aromen, welche eine schöne Frische verleihen.
Am Gaumen präsentiert sich der Wein dann angenehm trocken. Der Winzer hätte sicherlich auch einen anderen Weg wählen können und den Wein mit ein paar Gramm mehr Restsüße gefälliger oder eingängiger machen können. So gefällt er mir aber besser. Er glänzt auf der Zunge mit seiner eleganten und harmonischen Art. Die Gerbstoffe sind extrem fein, fast schon samten. Im Geschmack taucht zwar wieder die Erdbeerfrucht aus der Nase auf, aber es kommt auch eine leicht säuerliche, an Himbeere erinnernde Note zum Vorschein. Das verleiht dem Wein fast schon eine burgunderhafte Art. Und genau an dieser Stelle würde mehr Restzucker nur stören. Deshalb begrüße ich die trockene Art des Weines. Der Nachhall gestaltet sich für einen relativ leichten Rotwein (12 % vol. Alkohol) wie wir ihn hier vor uns haben, durchaus lang. Das berühmte i-Tüpfelchen ist die feine Graphitnote (angespitzter Bleistift) im Abgang. Schwarzriesling wird unterschätzt.
Speiseempfehlung: Grillfleisch, Käse oder einfach so auf der Terrasse
Prämierung: Fränkische Weinprämierung Silber