
Spätburgunder Blanc de Noir Kabinett trocken
Reichert Weingut
Ein hellgekelterter Spätburgunder mit dezenter Burgundernase, weicher Abgang, kräftiger Körper.
Verkostung durch unseren Weinfachberater Christian Büttner:
Ich kann mir kaum einen besseren Begleiter zu Sushi oder Sashimi vorstellen. Und das liegt vor allem an einer bestimmten Eigenschaft dieser Weine: Sie sind nicht von einer (aufdringlichen) Primärfrucht geprägt, sondern deuten nur dezent ihre fruchtigen Aromen an. Gerade zu (Thunfisch-)Sashimi mit seinem zarten Geschmack erweist sich dies als großer Vorteil, da jeder aromaintensive, kräftige Wein diese geschmacklichen Feinheiten übertönen würde.
Bevor ich näher auf den 2015er „Blanc de Noir“ von Familie Reichert eingehe, hier noch für alle Leser, welche nicht mit dem Thema vertraut sind, eine kurze Erklärung, was es eigentlich damit auf sich hat: Der Begriff „Blanc de Noir“ besagt nichts anderes als dass rote Trauben möglichst unverletzt zur Kelter gebracht und sofort abgepresst werden, so dass keine Farbstoffe aus der Beerenhaut in den Saft übertreten können. Das spätere Ergebnis ist mehr oder weniger ein Weißwein aus roten Trauben.
Auf die Reichert’sche Version trifft zweifellos das Adjektiv „mehr“ zu. Im Glas schimmert er mit einem hellen, brillanten Strohgelb, so wie man es von einem Weißwein gewohnt ist.
Das Nasenbild ist, so wie ich es von einem typischen Vertreter der Gattung erwarte, eher dezent. Es drängt sich keine vordergründige Frucht auf. Allenfalls etwas Netzmelone und gelbe Pflaume. Dazu gesellen sich feine Kräuternoten und ein hefig-mineralischer Duftkern. Die Nase ist absolut betörend und strahlt die Anziehungskraft reinsten Nektars aus. Die Vorfreude auf den ersten Schluck wächst quasi von Sekunde zu Sekunde.
All jene unter uns, welche einen weichgespülten, konturlosen „Faserschmeichler“ erwarten, muss ich enttäuschen. Ganz Kind seines Jahrganges, besitzt der Reichert’sche „Blanc de Noir“ vom Spätburgunder eine konturscharfe Säure und Grip verleihende, phenolische Noten. Der Wein erzeugt ein Mundgefühl das förmlich zum Kauen anregt und appetitfördernd ist. Frucht ist am Gaumen nahezu Fehlanzeige, vielmehr bleiben im Nachhall würzige bis salzige Noten zurück. Aber gerade diese leicht salzigen, mineralischen Noten sollten ausgezeichnet zu den jodigen, von meeresanklängen durchzogenen Noten von Maki-Sushi passen. Et voila! Damit schließt sich der Kreis zu meiner bereits eingangs erwähnten Speisenempfehlung.