Datenblatt 2021 Scheurebe halbtrocken

Verkostungsnotiz 2021 Scheurebe halbtrocken

„Welche Scheurebe hätten S‘ denn gern?“, könnte die Frage in Anlehnung an eine Rate-Show lauten, welche die meisten von uns noch kennen dürften. Ich meine natürlich „Was bin ich?“ mit Robert Lembke.  

Die Frage ist durchaus berechtigt, da die Scheurebe von der deutschen Winzerschaft in einer großen stilistischen Bandbreite angeboten wird. Vielleicht noch kurz zur Erklärung: Dies ist nur möglich, da die Sorte sehr vielseitig und wandlungsfähig ist. Bei der Kreuzung aus Riesling und Bukettraube handelt es sich von Haus aus um eine hochqualitative Sorte. Unter vielen anderen vom Züchtungsvater Georg Scheu stammenden Reben – an dieser Stelle seien als bekannteste Perle, Kanzler, Würzer, Faber-, Sieger- und Huxelrebe genannt – sticht sie als Solitär heraus und besitzt einen extrem hohen Anbauwert.

Die These, welche im Raum steht, lautet: Scheurebe kann (so ziemlich) alles! Sogar als Qualitätswein mit Mostgewichten unterhalb von 80° Oechsle kann sie überzeugen. Die gelungenen Exemplare in den Stufen Kabinett und Spätlese bringen die Vorzüge der Sorte, eine ausgeprägte Fruchtigkeit in Verbindung mit einer bisweilen pfeffrigen Würze, bestens zur Geltung. Egal ob es sich um trockene, halbtrockene oder liebliche Vertreter handelt. Und als Sahnehäubchen vermag sie, sofern der jeweilige Winzer dies anstrebt, sogar vollendete Spitzenweine im edelsüßen Bereich zu liefern. Wer schon einmal eine Scheu Beerenauslese, Trockenbeerenauslese oder gar einen raren Eiswein gekostet hat, weiß genau, wovon ich schreibe.

Heute möchte ich Ihnen eine halbtrockene Scheurebe vom Weingut Roman Sauer aus Nordheim vorstellen. Mit 13,5 g/l Restsüße liegt sie exakt in der Mitte des für halbtrockene Weine vorgegebenen Bereichs. Dieser gibt einen Zielkorridor zwischen 9 g/l und 18 g/l vor. Aber Analysedaten hin oder her, entscheidend ist, was im Glas ist! Die Spannung steigt. Wie wird sich unser Wein in der Nase präsentieren? Was unmittelbar auffällt, ist die Tatsache, dass es sich um keine (vor)laute Scheurebe handelt, die einem quasi schon aus dem Glas entgegenspringt, sobald man sich zwecks erster Kontaktaufnahme mit der Nase annähert. Sie breitet einen wunderbar fruchtig-floral würzigen, fein gewobenen Teppich aus, welcher sich bei näherer Beschäftigung mit dem Wein durchaus aufdröseln lässt.

Da wäre zunächst eine feine, überhaupt nicht aufdringliche Note nach Gelber Grapefruit und Weißer Johannisbeere – sehr elegant und in ihrer kristallinen Art durchaus betörend. Die oben bereits erwähnte florale Komponente äußert sich in Form zarter Flieder-Noten. Eine mineralische Würze setzt dem Ganzen schlussendlich die Krone auf. Spätestens an dieser Stelle stellt sich zwangsläufig die Frage, wie unsere Scheurebe sich am Gaumen präsentieren wird.

Nehmen wir doch einfach einen Schluck. Potzblitz! Noch besser als erwartet – ist mein spontanes Empfinden. Elegant, filigran, verspielt sind nur einige Eigenschaften, welche mir in den Sinn kommen. Die Restsüße könnte kaum besser austariert sein. Ja, man schmeckt sie, aber sie ist nicht aufdringlich oder plump. Dafür sorgt schon die feine und harmonische Säure als Gegengewicht. Anders als in der Nase kommt am Gaumen eine saftige und reintönige Nektarinen-Frucht zum Tragen. Das Finish ist ellenlang, von feinherben zestigen Noten und einer mineralischen Würze geprägt, welche fast anmutet als hätte man an einem Salzstein geleckt. Fabelhaft. Geht jederzeit solo oder zu asiatischen Gerichten mit leichter Schärfe.