Scheurebe "Alte Reben" trocken
Sauer Manuel
Hier werden Merkmale einer klassischen Variante (Cassis), einer modernen Version (Zitrus und Grapefruit) und eines Sauvignon Blancs (grasige Noten) gleichzeitig in sich vereint.
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Scheurebe
Die Scheurebe wurde vor 100 Jahren gezüchtet und trägt das Erbgut des Rieslings in sich. Seit nunmehr 30 Jahren befindet sie sich auf dem Rückzug in deutschen Weingärten. Von einstmals knapp 4.500 Hektar Anbaufläche in der Spitze sind heute gerade noch 1.455 übrig
Mittlerweile in der Anbaustatistik sogar vom Global Player Chardonnay überflügelt, könnte sie in Zukunft einer anderen, in direkter Konkurrenz stehenden „Modesorte“ noch weiter weichen müssen. Nämlich dem Sauvignon Blanc, welcher seinerseits als die weiße Boomsorte der letzten Jahre bezeichnet werden kann.
Mit seiner betont frischen, fruchig-exotischen, bisweilen grasigen Art hat der Sauvignon Blanc die Herzen der deutschen Weintrinker im Sturm erobert. Was die meisten aber vergessen (in diesem Fall die für den Anbau zuständigen Winzer), ist die Tatsache, dass die Scheurebe in ihrer trockenen Variante vom Aromaprofil durchaus einem guten Sauvignon Blanc ähneln kann. Dies wiederum könnte für Winzer, welche bereits die Scheurebe kultivieren, zu dem Schluss führen, dass sie den Sauvignon gar nicht brauchen.
Datenblatt Scheurebe "Alte Reben" trocken
Das Weingut "Sauer Manuel" stellt sich vor
Verkostungsnotiz Scheurebe "Alte Reben" trocken
Winzer Manuel Sauer bietet neben der heute von mir vorgestellten trockenen Scheurebe noch zwei weitere Weine unter der Bezeichnung „Alte Reben“ an: einen Bacchus und einen Silvaner. Da es keine weingesetzliche Definition für den Begriff gibt, gilt es, diese Bezeichnung, welche man heutzutage durchaus nicht selten auf Weinetiketten findet, etwas näher zu beleuchten.
In Frankreich sind die sogenannten „Vieilles Vignes“ das Pendant zu unseren „Alten Reben“. In der Regel wird der Begriff dort, wenn auch auf freiwilliger Basis und gewohnheitsmäßig, strenger ausgelegt als bei uns. Aber auch dort gibt es keine weingesetzlichen Vorschriften diesbezüglich. Hat man es dort beispielsweise mit einem Wein aus dem Burgund oder auch von der Rhône zu tun, der diese Bezeichnung auf dem Etikett trägt, so kann man davon ausgehen, dass die Reben mindestens 60 bis 80 Jahre alt sind. Allerdings gibt es auch wahre Methusalem-Weinberge, teilweise mit wurzelechten Rebstöcken, welche weit über 100 Jahre alt sind. Solche findet man vereinzelt auch noch in Deutschland – vor allem an der Mosel.
Jedoch gilt bei uns ein Weinberg insgesamt schon wesentlich früher als alt. Die sogenannte Umtriebszeit bezeichnet das Lebensalter eines Weinberges. Je nach Sorte wird mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von etwa 30 Jahren gerechnet. Darin enthalten sind drei Brachejahre, zwei Jungfeldjahre und 25 normale Ertragsjahre. Folglich werden in unseren Breitengraden Anlagen bereits im Alter von ca. 40 Jahren als „Alte Reben“ bezeichnet. Selbstverständlich kann der Weinberg im Einzelfall auch wesentlich älter sein.
Die häufig höhere Qualität der Weine aus älteren Anlagen wird vor allem auf einen Sachverhalt zurückgeführt: Mit zunehmender Standzeit nehmen die Ertragsmengen aufgrund sinkender Wuchskraft des Rebstockes ab. Im umgekehrten Verhältnis steigt die Qualität der Trauben an. Alte Rebstöcke wurzeln in der Regel auch tiefer und überstehen Trockenstress in besonders warmen Jahren besser als jüngere Anlagen. Insgesamt gute Voraussetzungen für einen besonderen Wein also.
Um einen solchen handelt es sich auch bei der trockenen Scheurebe von Manuel Sauer aus dem „Hitzejahr“ 2018. In der Farbe zeigt er ein blasses Strohgelb mit grünlichen Reflexen. So weit, so gewöhnlich. Doch dann kommt die Nase mit ihrem „Wow-Faktor“. Ich habe selten eine Scheurebe im Glas gehabt, welche gleichzeitig Merkmale einer klassischen Variante (Cassis), einer modernen Version (Zitrus und Grapefruit) und eines Sauvignon Blancs (grasige Noten) gleichzeitig in sich vereint. Die Nase ist herrlich vielschichtig mit ihrer Mischung aus fruchtigen, pflanzlichen und würzigen, fast schon salzigen sowie teilweise auch pfeffrigen Noten. Das ist durchaus komplex in seiner Gesamtheit.
Am Gaumen wiederholt sich dann das Spiel noch einmal. Zunächst dominiert ein frischer, von der Säure getragener Eindruck in Richtung Zitrone. Aber stante pede folgen Anklänge von rosa Grapefruit, würzige Noten (weißer Pfeffer) und ein langes Finale, welches als bleibenden Eindruck eine Spur Salz am Gaumen hinterlässt. Das ist insgesamt einfach harmonisch abgestimmt und der Wein scheint förmlich in sich zu ruhen. Eine eindeutige Scheurebe mit typischer Aromatik, welche aber nie vorlaut und aufdringlich rüberkommt.
Möglicherweise steuern ja die alten Reben einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zu diesem tollen Ergebnis bei. Wer weiß?