
2022 Kerner Spätlese lieblich
Stühler Weinerlebnis
Im Duft verführerisch fruchtig, mit kräftiger Aromatik von Pfirsichen, Äpfeln und Zitronen. Begleitet von Noten kühlender Eisbonbons. Am Gaumen saftig, knackig und toller Trinkfluss mit griffiger Mineralität, toller Balance und fruchtigem Nachhall.
Speiseempfehlung: Schwein und Rind, aber auch zu Fisch & Meeresfrüchten.
Prämierungen: Fränkische Weinprämierung Silber, Selection Silber
Weitere Informationen zur Rebsorte
Kerner
Den Kerner könnte man fast schon als “schwäbische“ Rebsorte bezeichnen. Dies hat mehrere Gründe. So wurde er 1929 von August Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg gekreuzt.
Des Weiteren handelt es sich bei der einen Elternsorte – dem Trollinger – um den Lieferanten für den schwäbischen Schoppenwein schlechthin. Der andere Elter ist der Riesling, weshalb die Sorte mithin auch als „kleiner Verwandter des Rieslings“ bezeichnet wird. Und zu guter Letzt handelt es sich beim Namenspaten der Sorte um einen Lokalmatadoren: den Weinsberger Dichter, Arzt und Weinfreund Justinus Kerner (1786 – 1862).
Das goldene Zeitalter der Sorte war in den 1980er- und 1990er-Jahren. Von einstmals fast 8.000 Hektar bestockter Fläche sind heute nur noch knapp 2.800 übrig. Tendenz fallend. In diesem Sinne liegt auch Franken voll im Trend. Aktuell nimmt die Sorte noch 180 Hektar der fränkischen Rebfläche in Anspruch.
Datenblatt 2022 Kerner Spätlese lieblich
Selection Silber
Das Weingut "Stühler Weinerlebnis" stellt sich vor
Verkostungsnotiz 2022 Kerner Spätlese lieblich
Mit der Spätlese aus dem Jahrgang 2022 ist Familie Stühler ein absolut nobler Vertreter der Sorte gelungen. Auch wenn der Kerner nicht dem „Hochadel“ zuzurechnen ist, so würde ich ihn zumindest dem „Landadel“ zuschlagen. Immerhin ist er ein Abkömmling von „König Riesling“. Die Elternsorten sind Riesling und Trollinger. Unter höfischen Aspekten passt es dann auch recht gut ins Bild, dass die Sorte anfangs als Weißer Herold bezeichnet wurde. Der Herold war ja in früheren Zeiten ein fürstlicher Bote bzw. Ausrufer. In Wirklichkeit hatte die Namenswahl damit aber nichts zu tun, sondern der Züchter der Sorte August Herold stand als Namenspate zur Verfügung. Später setzte sich dann die Bezeichnung Kerner durch in Anlehnung an den württembergischen Dichter, Arzt und Weinfreund Justinus Kerner (1786 – 1862).
Nachdem die Erwartungen geweckt sind, wenden wir uns jetzt aber dem eigentlichen Genusserlebnis zu. Dem Wein im Glase.
Was sofort auffällt, ist seine feine und zurückhaltende, man könnte fast sagen distinguierte Art in der Nase. Da ist alles am Platz, nichts drängt sich in den Vordergrund. Man muss sich die einzelnen Aromen erschnüffeln. Von fruchtigen Aromen nehme ich vor allem gelben Apfel, reifen Pfirsich, etwas Ananas und einen Hauch frisch aufgeschnittene Zitrone wahr. Eine feine Würzigkeit in Richtung Muskat und die fast schon unvermeidliche Eisbonbon-Note runden den Gesamteindruck in der Nase ab.
Doch nun zum Geschmack: Hat man die Geschmackspapillen mit dem ersten Schluck beglückt, so ist man bass erstaunt. Zumindest ist es mir so ergangen. Damit habe ich nicht gerechnet: Welch eine Frische, welch eine Säure, welch knackige Art! Woher das Ganze rührt, ist natürlich sofort klar. Man muss ja lediglich einen Blick auf die Elternsorten werfen. Der Riesling mit seiner lebendigen Säure macht in diesem Fall die Musik. So einen straighten Kerner, klar wie ein Gebirgsbach, mit laserstrahlartiger Präzision hatte ich selten bis noch nie auf der Zunge. Wir haben hier keine moselartige Spätlese mit 8 oder 9 % Vol. Alkohol im Glas, sondern einen „erwachsenen“ Wein mit 13 % Alkohol. Die Restsüße ist mit 21,5 g/l nicht weit entfernt von der Grenze für halbtrockene Weine (18 g/l). Und so präsentiert er sich auch geschmacklich. Eher halbtrocken denn lieblich. Die Frucht ist wunderbar ausgeprägt und saftig und erinnert an reifes Steinobst wie rotwangige Aprikosen und Pfirsiche. Eine sanft phenolige Note steuert in Verbindung mit einer angenehmen Mineralität Grip und Struktur bei. Mein Appell an alle Winzer, welche die stark rückläufige Sorte noch im Anbau haben, lautet: Strengt euch an, liebe Winzer, der Kerner hat ein phantastisches Qualitätspotenzial. Dann können wir in fünf Jahren den 100-jährigen Geburtstag der Sorte mit vielen gelungenen Tropfen wie diesem feiern.