2017 Rivaner trocken
Weisensee Weingut
Feiner Duft von Muskat und frischen, reifen Trauben. Am Gaumen begeistert dieser Wein durch seine frische, fast prickelnde Art.
Verkostung durch unseren Weinfachberater Christian Büttner:
Im Jahre 1882 führte der Botaniker, Biologe und Rebenzüchter Prof. Dr. Hermann Müller, aus dem Schweizer Kanton Thurgau stammend, in der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation an der Königlich-Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim eine ganze Reihe von Kreuzungsversuchen durch. Er war damals der Überzeugung, dass die später nach ihm und seiner Herkunft benannte Sorte Müller-Thurgau aus den Kreuzungseltern Riesling und Silvaner entstanden sei.
In der Schweiz wird die Sorte teilweise auch heute noch auf dem Etikett als „Riesling x Silvaner“ bezeichnet, obwohl durch rebgenetische Untersuchungen im Jahr 2001 nachgewiesen werden konnte, dass der Silvaner als Elternteil ausscheidet. Es handelt sich vielmehr um eine Kreuzung aus dem edlen Riesling und der Tafeltraube Madeleine Royal.
Doch was hat all dies mit unserem Wein, dem 2017er Rivaner trocken vom Weingut Weisensee, zu tun?
Zur Auflösung dieses Rätsels möchte ich aus dem Werk „Das Oxford Weinlexikon“ von Jancis Robinson zitieren: „ In Luxembourg gebräuchliches Synonym für Müller-Thurgau, die dort meistangebaute Sorte.“
Wie es zu dieser Bezeichnung kam, leuchtet unmittelbar ein. Wir haben es mit einem Kompositum aus den Namen der damals angenommenen Eltersorten zu tun: Riesling und Silvaner = Rivaner.
Es handelt sich bei dem heute vorgestellten trockenen Rivaner somit um nichts anderes als einen waschechten Müller-Thurgau. Manche Winzer verwenden die Bezeichnung „Rivaner“ aus zweierlei denkbaren Gründen. Erstens um den schlechten Ruf, welchen der Müller-Thurgau teilweise hat oder hatte, zu umgehen und zweitens, weil sie damit dem Kunden einen ganz bestimmten Typus von Wein signalisieren möchten. Den Rivaner als frische, leichte und modern ausgebaute Variante des Müllers.
Gleich der erste Naseneindruck macht überdeutlich, wohin die Reise geht: Müller in Reinkultur. Was für ein herrliches, leicht muskiertes Bukett. Ja die berühmte Müller-(Muskat)Würze. Der eine wendet sich mit Grausen ab, der andere bekommt die Nase gar nicht mehr aus dem Glas heraus. Ich gehöre der zweiten Fraktion an. Neben der feinen Muskatnote schwebt eine wunderbar fruchtige Note im Glas, welche auf das Trefflichste an frische, reife Trauben erinnert. Ergänzend kommen noch Anklänge von Holunderblüte und weitere florale Akzente hinzu. Die Aromen und der Duft im Glas sind ausgeprägt und eindeutig, aber keineswegs penetrant.
Am Gaumen begeistert mich die frische, fast etwas prickelnde Art dieses Müllers. Der Wein hat Schliff und Struktur. Nachdem der erste Schluck getan ist, treten auch prompt die fruchtigen, traubig-würzigen Komponenten aus der Nase geschmacklich in Erscheinung. Die Frucht ist durchaus dominant am Gaumen, aber sie wird durch eine leicht phenolische Komponente und mineralische Anklänge abgefedert. Ein trockener Müller mit hohem Spaßfaktor.
Speiseempfehlung: Idealer Begleiter zu Spargel, Geflügel oder Fisch.
Prämierung: Fränkische Weinprämierung Silber